Was hat Genetik mit ADHS/ADS zu tun?

Dem Syndrom ADHS und ADS liegen nach bisherigem Wissensstand zu einem gewissen Teil erblich prädisponierte (vorprogrammierte) Stoffwechselstörungen im Gehirn zugrunde, die direkt in den Haushalt der Neurotransmitter und Rezeptoren (im Fall von ADHS in das dopaminerge System) eingreifen, und damit die »Datenübertragung« bei Denk- und Wahrnehmungsprozessen maßgeblich verändern (siehe hier). In manchen Studienergebnissen wird von einem »bis zu
75 % erblich bedingtem Anteil«
gesprochen, in anderen wird aber auch von deutlich geringerem genetischen Potential für die Entwicklung von ADHS ausgegangen.

Der Verdacht auf eine genetische Disposition oder auch Prädisposition (= Anlage, die sich nicht ausprägen muss) konnte laut offiziellen Angaben durch groß angelegte Zwillings- und Adaptionsstudien deutlich erhärtet werden.

Die Erkenntnisse zu diesen spezifischen Ursachen von ADHS / ADS sind allerdings erst in den letzten 15 Jahren gewachsen.

Familienerbe?

In der Praxis zeigt sich in der Betreuung von betroffenen Familien/Eltern: Meist ist in Familien mit einem vermutlich hyperaktiven Kind einer der Elternteile ebenfalls AD(H)S-betroffen! Doch es gibt auch Zahlen: Offizielle statistische Erhebungen sagen, dass die biologischen Eltern von ADHS-Betroffenen in etwa 18 Prozent der Fälle ebenfalls betroffen sind.

Ein zusätzlicher, überaus interessanter Faktor, auch für die operative Arbeit, die beispielsweise Lehrpersonal ausübt: Geschwister haben 3 bis 5 mal so häufig ADHS wie Nicht-Geschwister!

Exogene Faktoren…

…sind Einflüsse, die von »außerhalb« des betroffen Menschen, dessen genetische Programme mitbestimmen können.

Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, ein erniedrigtes Geburtsgewicht, Infektionen und Toxine sowie Erkrankungen oder Verletzungen des Zentralen Nervensystems gelten beispielsweise für eine Ausprägung von ADHS als solche exogene Risikofaktoren.

Konsumationen

Pränatale Alkohol- und Nikotinexposition haben darüber hinaus genauso als Risikofaktoren für ADHS besondere Bedeutung. Generell tauchen in der Fachliteratur in Verbindung mit der ADHS-Ursachenforschung recht häufig Termini wie »Elternproblematik«, »Vernachlässigung« und »frühkindliche Traumata« auf. Generell wird von vielen namhaften Autoren und Publizisten die ADHS-Störung grundsätzlich, zumindest aber überwiegend als soziales und pädagogisches Problem angesehen.